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Innovationsfähigkeit wiedererlangen

Mit diesen Todesstößen für die heimische Telekommunikationsindustrie ging weitgehend auch ihre Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit nach Asien und Osteuropa verloren. Während noch 1980/90 die deutschen Netzbetreiber und Lieferanten, vor allem das Entwicklungsteam von D1, eine führende Rolle bei der Spezifikation und Standardisierung der GSM Dienste innehatten, ist davon heute fast nichts mehr übrig - es gibt noch an versprengten Stellen die ehemaligen Pioniere, meist aber sind sie in Auslandsprojekten oder ganz im Ausland tätig und haben als Einzelkämpfer und ohne die Unterstützung der großen Organisationen, die sie einstmals aufgebaut haben, keine kritische Masse mehr, sondern die Technologieherrschaft an kurzfristig denkende Finanzakrobaten abgegeben. Bei ALCATEL SEL findet nur noch Vertrieb für fremde Produkte statt, über Verkauf hinaus praktisch keine Wertschöpfung mehr in Stuttgart. Siemens hat sich an Asien und Nokia verkauft. Es gibt gerade mal einige wenige Startups und - im Vorfeld der kommerzieller Produkte - immer noch sehr gute Forschungsinstitute, die sich in diesem Bereich tummeln. Eine erneute Absch(r)öpfung der neuen Akteure im Bereich Broadband Wireless Access wird auch diesen zarten Pflänzlein garantiert den Gar aus machen. Dies ist der sicherste Weg, den «Erfolg» dergestalt zu wiederholen, daß der Status Quo der Mobilnetzherrschaft und die damit verbundenen Pfründe zu Lasten der Allgemeinheit[4, S.350ff.] erhalten bleiben. Denn eine Auktion in diesem Bereich ist nichts anderes als das Angebot an die bestehenden Player, insbesondere den letzte-Meile Monopolisten Deutsche Telekom und die Kabelnetzbetreiber, ähnlich wie im Mobilfunk erfolgreich erneut so hohe wirtschaftliche Markteintrittshürden zu schaffen, daß Newcomer keine Chance haben. Die im Markt befindlichen Unternehmen können trotz allem hohe Auktionskosten natürlich viel besser verkraften, als Startup-Unternehmen, die neu hinzustoßen wollen. Bei dem Entzug dieser Liquidität handelt es sich also um die Schaffung wirtschaftlicher Marktzutrittsschranken zu Lasten insbesondere von Startups mit neuen und guten Ideen, die ihren Unternehmensstart aufgrund dieser zusätzlichen Belastung nicht mehr finanzieren können oder auch nach Erstfinanzierung aufgeben müssen.8


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Martin Weigele 2006-08-09